Für Rucksacktouristen, die mit einem strengen Budget reisen, ist eine genaue Kostenplanung unerlässlich. Doch in den Vereinigten Staaten gibt es zwei kulturelle und wirtschaftliche Besonderheiten, die für viele europäische Reisende anfangs verwirrend sind und das Budget schnell durcheinanderbringen können: die Umsatzsteuer, die erst an der Kasse hinzukommt, und die fest verankerte Kultur des Trinkgeldes. Der Preis, der auf dem Etikett oder in der Speisekarte steht, ist fast nie der Endpreis. Das Verständnis dieser “unsichtbaren Kosten” ist ein entscheidender Teil der Reisevorbereitung.
Die Überraschung an der Kasse: Die Sales Tax (Umsatzsteuer)
Ein grundlegender Unterschied zum Einkaufen in Europa ist, dass die Preise in den USA fast immer als Nettopreise, also ohne Steuer, ausgezeichnet sind. Die lokale Umsatzsteuer, die Sales Tax, wird erst an der Kasse auf den ausgezeichneten Preis aufgeschlagen. Dies ist für viele Reisende ein kleiner Schock, wenn der Artikel für 10 Dollar an der Kasse plötzlich 10,80 Dollar kostet.
Die Komplexität wird dadurch erhöht, dass es keinen einheitlichen nationalen Steuersatz gibt. Jeder Bundesstaat, und oft sogar jede Stadt oder jeder Landkreis, hat seinen eigenen, individuellen Steuersatz. Das bedeutet, dass die gleiche Kette von Jeans in einer Stadt mehr kosten kann als in einer anderen. Einige wenige Bundesstaaten haben sogar überhaupt keine Umsatzsteuer. Für die Budgetplanung bedeutet das, dass man auf die meisten Einkäufe und Restaurantrechnungen gedanklich immer einen Aufschlag von etwa 5% bis 10% hinzurechnen sollte, um den tatsächlichen Endpreis abzuschätzen.
Ein soziales Muss: Die Kultur des Trinkgeldes (Tipping)
Noch wichtiger und finanziell bedeutender ist das Trinkgeld. Anders als in vielen Teilen Europas, wo ein Trinkgeld eine optionale Anerkennung für außergewöhnlichen Service ist, ist es in den USA ein fester und erwarteter Bestandteil der Bezahlung in vielen Dienstleistungsberufen. Der Grund dafür liegt im Lohnsystem. Viele Angestellte im Servicebereich, wie zum Beispiel Kellner oder Barkeeper, erhalten einen gesetzlichen Mindestlohn, der weit unter dem allgemeinen Mindestlohn liegt. Es wird rechtlich davon ausgegangen, dass sie den Rest ihres Einkommens durch Trinkgelder erzielen. Ein Trinkgeld ist also kein Bonus, sondern der Hauptlohn.
Es gibt klare soziale Normen für die Höhe des Trinkgeldes:
- In Restaurants mit Bedienung: Der Standard liegt zwischen 15% und 20% des Rechnungsbetrags (vor Steuern). 15% gelten als das absolute Minimum für akzeptablen Service, während 20% als Norm für guten Service angesehen werden.
- An der Bar: Für jedes bestellte Getränk ist ein Trinkgeld von 1 bis 2 Dollar üblich.
- Im Taxi oder bei Fahrdiensten: Hier sind 10% bis 15% des Fahrpreises angemessen.
Kein Trinkgeld wird hingegen in Fast-Food-Restaurants, an Selbstbedienungstheken oder im Einzelhandel erwartet.
Budgetieren in der Praxis
Für einen Backpacker bedeutet dies, dass jede Mahlzeit in einem Restaurant deutlich teurer ist als der Preis auf der Speisekarte. Eine einfache Faustregel für die Budgetplanung ist, auf jeden Menüpreis gedanklich etwa 25% bis 30% aufzuschlagen (ca. 8-10% für die Steuer und 15-20% für das Trinkgeld). Eine Mahlzeit für 20 Dollar wird in der Realität also eher 25 bis 26 Dollar kosten. Dieses Wissen ist entscheidend, um finanzielle Überraschungen zu vermeiden und die lokale Kultur zu respektieren.
Das Konzept eines niedrigeren Grundlohns für Servicepersonal ist in der amerikanischen Arbeitsgesetzgebung verankert und wird als “tipped minimum wage” bezeichnet. Die Sales Tax wird auf der Ebene der einzelnen Bundesstaaten und Kommunen festgelegt und ist daher von Ort zu Ort unterschiedlich.
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